Grund­steu­er in der Kri­tik | Erneu­ter Vor­wurf der Verfassungswidrigkeit

Grundsteuer verfassungswidrig

Die Grund­steu­er wird, abhän­gig vom Bun­des­land, auf unter­schied­li­che Wei­se berech­net. Dabei wird in einem Groß­teil der Bun­des­län­der, um genau zu sein elf, (dar­un­ter Ber­lin und Nor­d­rhein-Wes­t­­fa­­len), ein ein­heit­li­ches Ver­fah­ren ange­wandt. Das Gesetz, das die­se Metho­de fest­legt, gelang zuletzt in Kri­tik und wird mit­un­ter vom Steu­er­recht­ler Gre­gor Kirch­hof als ver­fas­sungs­wid­rig gehal­ten. Die­se Form der Kal­ku­la­ti­on habe laut Aus­sa­gen des Prä­si­den­ten des Steu­er­zah­ler­bunds, Rei­ner Holz­na­gel, deut­li­che Mehr­be­las­tun­gen für die Steu­er­zah­ler zur Fol­ge, doch was steckt genau dahinter?

Was ist die Grundsteuer?

Die Grund­steu­er wird nor­ma­ler­wei­se von Eigen­tü­mer gezahlt, da sie auf den Grund­be­sitz erho­ben wird. Dar­un­ter fal­len sowohl Grund­stü­cke mit den dar­auf befind­li­chen Gebäu­den, als auch land- und forst­wirt­schaft­li­che Betriebe.

Sie gehört zu den wich­tigs­ten Ein­nah­me­quel­len für die Gemein­den, da sie zur Finan­zie­rung der ört­li­chen Infra­struk­tur, also Schu­len, Büche­rei­en, Stra­ßen und vie­lem mehr dient. Laut Anga­ben des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums beläuft sich die Sum­me auf jähr­lich an die 15 Mrd. Euro.

Wie wird die Grund­steu­er berechnet?

Noch bis 2025 wird die Grund­steu­er wie folgt berechnet:

Ein­heits­wert x Steu­er­mess­zahl x Hebesatz

Zukünf­ti­ge Änderungen

In Zukunft, genau­er gesagt ab 2025, soll statt des Ein­heits­wer­tes der Wert des Grundbesitzes/ der Grund­steu­er­wert ein­ge­setzt wer­den. Für die­sen sind mit­un­ter Para­me­ter wie Boden­richt­wert, Net­to­kalt­mie­te, Grund­stücks­flä­che, Grund­stücks­art und Gebäu­de­al­ter ent­schei­dend. Unab­hän­gi­ge Gut­ach­ter­aus­schüs­se sind dann für die Ermitt­lung der Boden­richt­wer­te verantwortlich.

Anläss­lich des neu­en Geset­zes müs­sen ab 2025 an die 36 Mil­lio­nen Immo­bi­li­en neu bewer­tet wer­den. Bis zum 31. Dezem­ber 2024 steht es den Län­dern frei, vom Bun­des­recht abwei­chen­de Rege­lun­gen herauszuarbeiten.

Kri­tik an der neu­en Grundsteuer

Ein neu erstell­tes Rechts­gut­ach­ten lässt nun Zwei­fel an der Rechts­mä­ßig­keit der aktu­el­len Reform der Grund­steu­er in Deutsch­land auf­kom­men. Das besag­te Bun­des­mo­dell, wel­ches Gegen­stand des juris­ti­schen Gut­ach­tens ist, wur­de von Olaf Scholz (SPD), zu dem Zeit­punkt noch Finanz­mi­nis­ter und heu­te aktu­el­ler Bun­des­kanz­ler, eta­bliert. Schon zu Anfang wur­de es sei­tens Steu­er­ex­per­ten als umständ­lich und kom­pli­ziert eingestuft.

Kirch­hof kri­ti­siert diver­se Punk­te, dar­un­ter auch der Boden­richt­wert, wel­cher die Ver­let­zung des Gleich­heits­grund­sat­zes des Grund­ge­set­zes ver­an­lasst. Als Grund­la­ge für den Wert die­nen Grund­stücks­kauf­prei­se sowie die sta­tis­ti­sche Net­to­kalt­mie­te. Da es den Bun­des­län­dern selbst über­las­sen ist, wel­che Berech­nungs­mo­del­le zur Hil­fe genom­men wer­den, kann dies in unter­schied­li­chen Steu­er­be­las­tun­gen für ähn­li­che Immo­bi­li­en resul­tie­ren. Neben dem Boden­richt­wert spie­len auch Bewirt­schaf­tungs­kos­ten, Rest­nut­zungs­dau­er und Lie­gen­schafts­zins­satz eine Rol­le in der Berechnung.

Über­dies sind der Ver­fas­sungs­recht­ler und vie­le wei­te­re Exper­ten der Mei­nung, dass die Grund­steu­er durch das neue Gesetz „kom­pli­ziert, intrans­pa­rent und unge­recht“ sei, eini­ge Kri­te­ri­en „rea­li­täts­fern und des­halb gleich­heits­wid­rig“ und „(i)ndividuelle öffen­t­­lich-rech­t­­li­che Merk­ma­le“ kei­ne Berück­sich­ti­gung fänden.

Das Alter des Gebäu­des wird eben­falls als Kri­tik­punkt ange­führt, da es auch nicht im Sin­ne des Gleich­heits­sat­zes läge.

Feh­ler­haf­te Wer­te und die Nicht-Beach­­tung von wert­min­dern­den Fak­to­ren führ­ten nach Kirch­hof zu zu hohen Bewer­tun­gen der Immo­bi­li­en und somit ver­fas­sungs­wid­ri­gen Überbelastungen.

Steuerliche Wertermittlung bei Immobilien

Die­se Län­der gehen mit gutem Bei­spiel voran

In

  • Ham­burg,
  • Nie­der­sach­sen,
  • Hes­sen,
  • Baden-Wür­t­­te­m­­berg und
  • Bay­ern

wur­den eige­ne Berech­nungs­me­tho­den ent­wi­ckelt. Nach den moder­nen Steu­er­ge­set­zen wird dem­entspre­chend nur eine über­schau­ba­re Anzahl von Para­me­tern benö­tigt, wel­che sich über­dies noch in naher Zukunft kom­plett digi­tal anwen­den las­sen. Haus & Grund und der Bund der Steu­er­zah­ler (BdSt), wel­che Kirch­hof mit dem Gut­ach­ten beauf­tragt haben, for­dern, dass Bun­des­län­der, in denen der­zeit noch das Bun­des­mo­dell Anwen­dung fin­det, auf das eben ange­ris­se­ne Grund­steu­er­sys­tem umstei­gen sol­len. Ein sol­cher Wech­sel ist jedoch momen­tan noch unwahrscheinlich.

Ver­bän­de wol­len eine Kla­ge­wel­le auslösen

Auf­grund der Neu­be­rech­nung der Grund­steu­er ist in vie­len Län­dern eine Kla­ge­wel­le nicht aus­zu­schlie­ßen. Die bei­den zuvor genann­ten Ver­bän­de rufen Eigen­tü­mer in Ber­lin, NRW, Meck­­len­­burg-Vor­­­pom­­mern, Rhein­­land-Pfalz und Sach­sen zum Ein­spruch auf. Die­ser soll wegen der von den Finanz­äm­tern ver­schick­ten Beschei­de und der dar­auf basie­ren­den Berech­nung der Grund­steu­er ein­ge­legt wer­den. Haus & Grund und der BdSt beab­sich­ti­gen, in den 5 Län­dern mit Mus­ter­kla­gen vor Gericht zu ziehen.

Die Emp­fän­ger der Beschei­de soll­ten sich die­se auf­merk­sam und zeit­nah durch­ge­hen und auf Feh­ler prü­fen. Dafür hilft der Ver­gleich des Bescheids mit den in der Steu­er­erklä­rung ent­hal­te­nen Infor­ma­tio­nen und Wer­ten. Feh­ler­haf­te Anga­ben kön­nen schlimms­ten­falls zu einer fal­schen Besteue­rung füh­ren, wel­ches nicht unbe­dingt den Eigen­tü­mer und somit auch Ver­mie­ter scha­den kann, son­dern auch den Mie­ter, da die Grund­steu­er voll­stän­dig auf sie umge­legt wer­den kann. Bei unsach­ge­mä­ßen Auf­fäl­lig­kei­ten haben Steu­er­zah­ler vier Wochen Zeit, um zu wider­spre­chen und dies dem Finanz­amt zu melden.

Nicht immer lohnt sich ein Ein­spruch gegen den Grund­steu­er­wert­be­scheid, da er vor­der­grün­dig den Lob­by­ver­bän­den bei ihrer Kla­ge zugu­te­kommt. Sind kei­ne Feh­ler vor­han­den und ein Ein­spruch wird aus­schließ­lich mit der Begrün­dung ver­fas­sungs­recht­li­cher Beden­ken ein­ge­reicht, ist die Wahr­schein­lich­keit eines Erfolgs nicht so hoch.

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